Russisch-Japanischer Krieg

Russisch-Japanischer Krieg

 

Mit der Gründung und dem schnellen Ausbau der Hafenstadt Wladiwostok am Japanischen Meer war Russland zum ersten Mal in seinem imperialistischen Vorwärtsdrang zum Pazifik in den unmittelbaren Einflussbereich jenes fernöstlichen Landes geraten, das sich erst 1854 im Vertrag von Kanagawa widerwillig dem westlichen Einfluss geöffnet hatte. Den Gebietsabtretungen Chinas an Japan im Frieden von Shimonoseki trat Russland gemeinsam mit Frankreich und Deutschland entgegen, nahm sich dann selbst die den Japanern verweigerte Halbinsel Liaotung mit dem Hafen Port Arthur und besetzte nach dem chinesischen Boxeraufstand die Mandschurei.

 

Als Russland Anstalten machte, auch Korea in seinen Machtbereich einzubeziehen, stieß es mit den Interessen Japans endgültig zusammen. Der durch das Bündnis mit Großbritannien (1902) gestärkte Inselstaat eröffnete, als seine Verständigungsversuche von Russland abgelehnt wurden, mit einem Überfall auf die vor Port Arthur vor Anker liegende russische Ostasienflotte am 8./9. Februar 1904 den Russisch-Japanischen Krieg.

 

In diesem ersten Waffengang des in der westlichen Welt bisher kaum beachteten ostasiatischen Staates mit einer der europäischen Großmächte erwies sich die junge, aufstrebende Industrie- und Militärmacht Japan den schwerfällig operierenden russischen Streitkräften in jeder Weise überlegen. Die japanischen Armeen brachten, über Korea in die Mandschurei vorstoßend, den Russen mehrere Niederlagen bei, zuletzt mit der Entscheidungsschlacht bei Mukden (21. Februar bis 10. März 1905). Sie eroberten nach längerer Belagerung Port Arthur und vernichteten die am 27. Mai 1905 nach einer Fahrt um die halbe Welt eintreffende russische Ostseeflotte in der Seeschlacht bei Tsuschima.

 

Dem seit der Ersten Russischen Revolution gelähmten Zarenreich bot der amerikanische Präsident Theodore Roosevelt seine Dienste als Friedensvermittler an. So kam am 5. September 1905 unter Roosevelts Vorsitz in Portsmouth (USA) der Frieden zustande, in dem Russland auf Korea zugunsten Japans verzichtete und die Halbinsel Liaotung mit dem Hafen Port Arthur sowie den Südteil der Insel Sachalin abtrat. Während der Süden der Mandschurei an China zurückgegeben wurde, behielt Russland die nördliche Mandschurei und blieb so eine der führenden Mächte in Fernost; Japan aber etablierte sich mit dem Frieden von Portsmouth als anerkannte Vormacht in der ostasiatischen Region.

 

Ein weiteres Ergebnis des Krieges war die Neuorientierung der russischen Politik auf Europa, dort besonders auf den südosteuropäischen Raum.